Zöllner, Prof. Dr. Friedr. (GER)

Buch:   Vierte Dimension und Okkultismus – Über die vierte Dimension und Zöllners spiritistische Versuche mit Henry Slade

Vierte Dimension und Okkultismus – Über die vierte Dimension und Zöllners spiritistische Versuche mit Henry Slade, Autor: Prof. Dr. Friedrich Zöllner, Verlag: Bohmeier Leipzig, 2008, ISBN 978-3-89094-573-6

Vierte Dimension und Okkultismus – Über die vierte Dimension und Zöllners spiritistische Versuche mit Henry Slade, Autor: Prof. Dr. Friedrich Zöllner, Verlag: Bohmeier Leipzig, 2008, ISBN 978-3-89094-573-6

Kapitel: Zöllners Versuche mit Slade

Seite 85: „In der Sitzung am folgenden Tag, dem 6 Mai, vormittags 11 ¼ Uhr, bei hellem Sonnenschein, sollte ich indessen, ganz unerwartet und unvorbereitet, Zeuge einer noch viel großartigeren Erscheinung dieser Gattung sein.

Ich hatte wie gewöhnlich mit Slade an dem Spieltisch Platz genommen. Mir gegenüber stand, wie dies öfter bei anderen Versuchen der Fall war, ein kleiner runder Tisch in der Nähe des Spieltisches, ganz in der Stellung, wie dieselbe auf Tafel V bei den weiter unten zu beschreibenden Versuchen photographisch nach der Natur reproduziert ist. Die Höhe des runden Tisches beträgt 77 Zentimeter, der Durchmesser der Tischplatte 46 Zentimeter, das Material ist Birkenholz, und das Gewicht des Ganzen Tische beträgt 4,5 Kilogramm.

Es mochte etwa eine Minute verstrichen sein, nachdem Slade und ich uns niedergesetzt und unsere Hände gemeinsam übereinander gelegt hatten, als der runde Tisch langsame Schwankungen machte, was wir beide deutlich an der über der Platte des Spieltisches hervorragenden runden Tischplatte erkennen konnten, während der unter Teil des Tisches durch die Platte  des Spieltisches meinen Blicken entzogen war.

Die Bewegungen wurden sehr bald größer, und indem sich der ganze Tisch dem Spieltisch näherte, legte er sich, die drei Füße zu mir gekehrt, unter den Spieltisch. Ich und, wie es schien, auch Herr Slade wussten nicht, in welcher Weise sich die Erscheinung weiterentwickeln würde, da sich während des darauf verfließenden Zeitraums von einer Minute gar nichts ereignete.

Slade war eben im Begriff, seine Tafel mit Schieferschrift zu Hilfe zu nehmen, um seine „Spirits“ zu fragen, ob wir noch etwas zu erwarten hätten, als ich die Lage des, wie ich vermutete, unter dem Spieltisch liegenden runden Tisches näher in Augenschein nehmen wollte. Zu meiner und Slades größter Überraschung fanden wir jedoch den Raum unter dem Spieltisch vollkommen leer, und auch im ganzen übrigen Zimmer vermochten wir den noch eine Minute zuvor für unsere Sinne vorhandenen Tisch nicht mehr aufzufinden. In der Erwartung des Wiedererscheinens des Tisches setzten wir uns wieder an den Spieltisch, und zwar Slade dicht an meine Seite, an dieselbe Tischkante, welche derjenigen gegenüber lag, in deren Nähe vorher der runde Tisch gestanden hatte. Wir mochten so etwa 5-6 Minuten in gespannter Erwartung der kommenden Dinge gesessen haben, als plötzlich Slade wieder Lichterscheinungen in der Luft wahrzunehmen behauptete. Obschon ich, wie gewöhnlich, nicht das Geringste hiervon zu bemerken vermochte, folgte ich doch unwillkürlich mit meinen Blicken den Richtungen, nach welchen Slade seinen Kopf wandte, während hierbei unsere Hände stets fest übereinander liegend sich auf dem Tisch befanden; unter dem Tisch berührte mein linkes Bein fast stets in seiner ganzen Ausdehnung das rechte Bein Slades, was durch die Nähe unserer Plätze an derselben Tischkante ganz unwillkürlich bedingt war. Immer ängstlicher und erstaunter nach verschiedenen Richtungen in die Luft nach oben blickend, fragt mich Slade, ob ich denn nicht die großen Lichterscheinungen bemerke; indem ich diese Frage entschieden verneinte, meinen Kopf aber, den Blicken Slades stets folgend, nach der Decke des Zimmers hinter meinem Rücken empor wandte, bemerkte ich plötzlich in einer Höhe von etwa 5 Fuß den bisher verschwundenen Tisch mit nach oben gerichteten Beinen in der Luft sehr schnell auf die Platte des Spieltisches herabschweben. Obwohl wir unwillkürlich, um von dem herabfallenden Tisch nicht verletzt zu werden, mit unseren Köpfen seitwärts auswichen, Slade zur Linken und ich zur Rechten, so wurden wir dennoch beide, bevor der runde Tisch auf der Platte des Spieltisches sich niedergelegt hatte, so heftig an der Seite des Kopfes gestoßen, dass ich den Schmerz an meiner linken Kopfseite noch volle vier Stunden nach diesem (ungefähr 11 Uhr 30 Minuten stattgefundenen) Ereignis empfand.“

Seite 123: „Nachdem wir einige Minuten gewartet, stieg plötzlich wieder fast von allen Seiten unter der Tischplatte Rauch empor und gleichzeitig schwebte zu unserem größten Erstaunen der eine Leuchter mit brennenden Kerzen über dem mir gegenüber befindlichen Rand der Tischplatte empor; nach wenigen Sekunden senkte er sich wieder herab, und als wir unter den Tisch blickten, war die Kerze des einen Leuchters angezündet und befand sich mitten unter dem Tisch.“

Seite 128: „Schließlich erwähne ich hier noch eine Sitzung mit Slade, welche am 15. Dezember 1877, nachmittags 5 Uhr, in dem gewöhnlichen Sitzungszimmer im Haus meines Freundes O. v. Hoffmann unter Teilnahme seiner Frau stattfand. Es war die einzige, welche bei teilweiser Verdunklung des Zimmers vorgenommen wurde, um den Versuch zu machen, ob sich vielleicht in Gegenwart Slades in ähnlicher Weise, wie in Gegenwart der 15-jährigen Miss Cook, eine menschliche Gestalt entwickeln würde, oder wenigstens eine Phantomgestalt, wie sie Prof. Crookes unter der Rubrik „Phantomgestalten und Gesichte“ beschrieben hat. Um ein so genanntes Kabinett zu improvisieren, wurde an der meinem gewöhnlichen Platz gegenüberliegenden Stelle des Zimmers in einer Höhe von etwa 2 Meter über dem Fußboden ein Bindfaden quer durch das Zimmer gezogen und an demselben, in einer der Tischkante entsprechenden Breite, ein dunkelgrüner Vorhang befestigt. Slade saß auf seinem gewöhnlichen Platz, ihm zur Rechten Frau v. Hoffmann, dann ich und zu meiner Rechten Herr O. v. Hoffmann. Wir hatten bereits sämtliche unsere Hände auf der Tischplatte übereinander gelegt, als ich selber die Bemerkung machte, es sei schade, dass wir vergessen hätten, eine kleine Handschelle auf den Tisch zu stellen. In demselben Moment begann es in der nach rechts von mir gelegenen, mindestens zwei Meter von der Mitte des Tisches entfernten Ecke des Zimmers zu klingeln, und wir sahen in dem durch einfallendes Gaslicht von der Straße aus schwach erhellten Zimmer, wie eine kleine Handschelle, von der Etagere, auf welcher sie sich befand, langsam herabschwebte, sich auf den Teppich des Fußbodens herabließ und nun ruckweise auf demselben sich fortbewegte, bis sie unter unseren Tisch gelangt war. Hier begann sofort das lebhafteste Schellen und, während wir sämtlich unsere Hände in der oben angegebenen Weise vereint auf der Tischplatte hielten, erschien plötzlich durch eine in der Mitte des Vorhangs angebrachten Öffnung eine Hand mit der Schelle und setze dieselbe mitten vor uns auf den Tisch. Ich sprach hierauf den Wunsch aus, jene Hand einmal fest in der meinigen halten zu dürfen. Kaum hatte ich das gesagt, so erschien wiederum die Hand aus der Öffnung und während ich nun mit meiner linken Handfläche beide Hände Slades bedeckte und festhielt, ergriff ich mit meiner rechten Hand die aus der Öffnung hervorragende Hand und schüttelte auf diese Weise unter herzlichem Lachen einem Freund aus der anderen Welt freundlich die Hand. Letztere fühlte sich vollkommen lebenswarm an und erwiderte meinen Händedruck so herzlich, dass ich die größte Lust verspürte, im Hinblick auf die eigentümlichen Erfahrungen bei meinen gelehrten „Freunden“ auf dieser Welt, mich von jener Hand in die vierte Dimension führen zu lassen, in der Hoffnung, in jener Welt mehr Wahrheitsliebe und Ehrlichkeit unter den dortigen intelligenten Wesen anzutreffen als hier. Nachdem ich die Hand losgelassen, reichte ich ihr eine Tafel zu und forderte sie zu einer kleinen Kraftprobe auf; ich wolle an der einen Seite ziehen und sie solle dies an der anderen tun und wir wollten sehen, wer von uns die Tafel behielt. Es geschah dies sofort, und ich hatte bei dem mehrmaligen Hin- und Herzerren der Tafel vollkommen dasselbe Gefühl des elastischen Zuges, wie wenn ein Mensch die Tafel auf der anderen Seite erfasst hätte. Durch einen kräftigen Ruck gelang es mir, die Tafel in meinen Besitz zu bringen. Ich bemerke nochmals, dass während aller dieser Vorgänge Herr Slade ruhig vor uns saß und seine beiden Hände von meiner linken Hand und den Händen der beiden anderen Personen bedeckt und festgehalten wurden.

Ich erlaube mir darauf hinzuweisen, dass ein solch einseitig ausgeübter Zug einer menschlichen Hand oder eines anderen festen Körpers, z. B. einer Tafel, eine Verletzung des Prinzips von der Gleichheit von Aktion und Reaktion sein würde, wenn sich im dreidimensionalen Raum kein materielles Objekt auffinden lässt, welches den gleichen, aber entgegengesetzten Zug erleidet. Lässt sich nun aber ein solches Objekt in unserem gewöhnlichen Anschauungsraum nicht auffinden, so muss dasselbe an einer Stelle des absoluten Raumes liegen, welche in das zunächst höhere Raumgebiet fällt; nur auf diese Weise kann der hier auftretende scheinbare Widerspruch mit einer Fundamentalgesetz der Wechselwirkung der Körper für unseren Verstand befriedigend gelöst werden.“

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